Es braucht keine hohe Theologie um die Geschichte von heute zu deuten. Jesus ist mit dem Boot auf dem See unterwegs, ein Sturm kommt auf, er und die Jünger geraten in ernste Schwierigkeiten, aber während seine Freunde um ihr Leben fürchten schläft der Chef in der Kapitänskajüte.
Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
Ein Machtwort und dann ist Ruhe im Schiff – und auf dem Wasser.

Es ist unsere Seele, die da in Aufruhr gerät. Es sind die Abgründe in uns, die sich auftun. Es ist meine Angst, jetzt zu Grunde zu gehen.
Vielleicht kennen wir es aus unserer Kinderzeit oder von den Enkeln. Da ist etwas, was nicht ganz geheuer ist. Und aus einem Gefühl der Unsicherheit wird vielleicht nackte Panik. Wenn Mama oder der große Bruder alles wieder in Ordnung gebracht haben, steht der Knirps breitbeinig im Wohnzimmer und verkündet allen: ich habe keine Angst gehabt.
Allerdings sollte ihm mal jemand die Windeln wechseln.
Solche Geschichten gingen mir jedenfalls durch den Kopf, als ich über den Text nachdachte.
Die Jünger fühlen sich von Jesus allein gelassen. Obwohl er mit an Bord ist, ja von allen schlafend im Heck des Bootes gesehen werden kann. Trotzdem schreien sie, als müßten sie mit einem Gott reden, der auf den Wolken des Himmels thront. Die Angst vor dem eigenen Untergang ist so groß, daß Nähe nicht mehr wahrgenommen wird.
Ob sie später im Hafen dann großmäulig von etwas kabbeligem Wasser erzählen, lassen wir mal dahingestellt.
Wie oft habe ich schon große Angst gehabt. Und manchmal auch das Gefühl: das war's. Trotzdem werde ich ich ein paar Tagen 57. Das ist noch kein Alter, aber doch schon eine erkleckliche Zeit Leben. Lebendiges Leben. Wie habe ich das geschafft? Mein Doc meinte mal, ich hätte gute Enzyme. Prima! Auf die nächsten 50!
Im Rückblick sehen wir, daß es manchmal knapp gewesen ist. Aber es hat uns nicht erwischt. Weil wir clever waren? Smart? Oder einfach Glück hatten, wo es bei anderen Pech gewesen ist?
Die Jünger fühlen sich auf dem stürmischen See allein gelassen. Sie merken gar nicht mehr, wie nah er ihnen ist.
Ich habe es bis heute gepackt, weil ich nie allein war.